Arbeit am Computer, immer gleiche Bewegungen beim Sport oder Musizieren oder stundenlange Gartenarbeit - all das kann zu einer Sehnenscheidenentzündung führen. Verursacht wird sie meist durch mechanische Überbelastung. Ist die Sehnenscheide entzündet, muss sie entlastet werden. Sonst drohen bleibende Schäden.
"Eine Sehnenscheidenentzündung entsteht durch zu hohe Belastung für zu schwache Muskeln", fasst René Conrads, Orthopäde in Köln, das Problem zusammen. Sehnen verbinden Muskeln mit Knochen. An besonders stark beanspruchten Stellen verlaufen sie in Hüllen, sogenannten Sehnenscheiden. Sie sind mit einer Gelenkschmiere ausgestattet, in der die Sehne gut hin und her gleiten kann. Reibt sie jedoch zu stark an der Hülle, entzündet sich diese.
Selbst kleine Bewegungen wie das Öffnen einer Wasserflasche werden dann zur Qual. Neben der mechanischen gibt es auch zwei nicht-mechanische Varianten der Entzündung: Sie werden durch Infektionen oder Verletzungen ausgelöst - oder entstehen im Rahmen einer rheumatischen Erkrankung. Beides kommt aber eher selten vor.
PECH gegen die Entzündung
Kommt ein Patient mit schmerzendem Handgelenk in die Praxis, schaut sich der Arzt die Hand zunächst genau an, tastet sie ab und überprüft, wo genau sie wehtut. Außerdem lässt er den Patienten bestimmte Bewegungen machen, um zu testen, wann der Schmerz auftritt. Die Untersuchung kann durch einen Ultraschall ergänzt werden, der typischerweise mehr Flüssigkeit im Bereich der Sehnenscheide zeigt.
In seiner Kölner Praxisklinik behandelt Conrads Sehnenscheidenentzündungen nach der PECH-Regel, die auch bei Prellungen empfohlen wird:
Zusätzlich können entzündungshemmende Salben aufgetragen werden, die der Patient vorher ins Eisfach legen kann. Auch entzündungshemmende Tabletten werden manchmal verschrieben. Zunächst einmal gilt es aber vor allem, der entzündeten Sehne Ruhe zu gönnen.
"Die klassischen Orthesen setzen wir kaum noch ein. Wir arbeiten lieber mit Kinesio-Tapes", erklärt Conrads. Dabei wird ein selbst klebender Tapeverband so am Handgelenk fixiert, dass die Sehnenscheide entlastet wird. Ruhiggestellt werden sollte auch das Gelenk, das durch die Sehne mit gebeugt wird.
Bei Schmerzen frühzeitig zum Arzt
Am besten warten Patienten gar nicht erst, bis die Sehnenscheide richtig entzündet ist. "Treten Druckschmerz oder Schwellungen auf, sollte man das immer abklären lassen", sagt Prof. Joachim Grifka, der an der Universität Regensburg lehrt. Denn: Ignoriert man den Schmerz, droht er chronisch zu werden. Eine knotige Verdickung oder "Schnellende Finger" können die Folge sein. Bei dieser Erkrankung lassen sich die Finger nicht mehr richtig beugen und strecken.
Eine vorgeschädigte Sehne ist außerdem anfälliger für Verletzungen: "Sie ist leichter von einem Sehnenriss betroffen", warnt Grifka. Den Rat, die Belastung zu reduzieren, nimmt man also besser ernst.
Die richtige Haltung vor dem Computer
Auftreten kann eine Sehnenscheidenentzündung nicht nur am Handgelenk. Auch der Ellenbogen, die Schulter, der Bereich des Sprunggelenkes oder die Achillessehne sind manchmal betroffen. Tut die Achillessehne weh, kann der Betroffene ein weiches Fersenkissen in den Schuh legen. "Das stabilisiert und lindert Beschwerden", sagt Grifka.
Damit die Sehnen gar nicht erst überlastet werden, achten Büromitarbeiter am besten immer auf eine gute Haltung: Die Tastatur sollte möglichst tief liegen, das Handgelenk in Höhe des Ellenbogengelenks, erklärt Grifka. Sportler sollten ihr Training nur langsam steigern. Musiker profitieren von längeren Aufwärmübungen.